War Dog 2: Im Schatten des Saturn
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Bevor wir zum neuen Roman kommen¸ sollten wir uns noch einmal des ersten Buches erinnern¸ damit wir wissen¸ worum es geht. In unserem Sonnensystem siedeln plötzlich Nicht-Menschen¸ die als Gurus bezeichnet werden. Sie stellen sich als Mentoren oder Lehrer der Menschheit hin¸ wobei sie die Menschen benutzen¸ als Kanonenfutter in einen galaxisweiten Krieg zu schicken. Die Menschheit entpuppt sich wieder einmal als Hurra-Patrioten und stürzt sich begeistert in den Krieg gegen die Antags. Die Gurus behaupten nämlich die Antags wollen das Sonnensystem pulverisieren und die dabei entstehende Energie für eigene Zwecke verwenden. Natürlich will die Menschheit genau das verhindern¸ wer will schon die Heimat verlieren? (Spätestens an dieser Stelle war mir klar¸ wer der Böse ist¸ was passieren wird und wie die Trilogie enden wird.
Natürlich tauchen die Antags im Sonnensystem auf. Der Mars wird zum Schlachtfeld. Die eingesetzten Soldaten unter Sergeant Michael Venn¸ im Prinzip nur Spielzeuge zweier rivalisierender Mächte¸ finden zufällig das Fragment eines Eismondes¸ das vor langer Zeit auf dem Mars niederging. Der Neugier folgend wird das Fragment soweit möglich erkundet¸ bevor es zerstört wird.
Die Hauptfigur Sergeant Michael Venn kommt dabei mit Nicht-menschlichen Leben in Kontakt. Seitdem gilt er auf der Erde als „Kontaminiert“ und soll entsprechend behandelt werden. Die Behandlung sieht eine Art Zelle mit Einzelhaft vor. Er hört in seinem Kopf nicht nur die Stimmen von seinen Kameraden¸ die in der Schlacht auf dem Mars starben¸ sondern durchlebt auch höchst wirklich wirkende Träume. Die Besonderheit daran¸ er ist eine fremde Lebensform in ebenso fremder Umgebung. Sind das nun „Erinnerungen“ an ein früheres Leben oder „Erinnerungen“ einer anderen Lebensform. Klar ist nur¸ es sind nicht seine. Die Reaktion von Venn ist¸ dass er sich Gedanken darüber macht¸ ob er vielleicht kein Mensch mehr ist. Und damit sind wir beim zweiten Teil der Trilogie¸ denn der Roman beginnt damit¸ dass er in Isolation leben muss. Wenn Venn in der Isolationshaft bleiben müsste¸ wäre die Trilogie hier bereits zu Ende. Aber zum Glück gibt es da noch Menschen¸ die den Gurus nicht trauen¸ und ihnen zugleich zutrauen¸ Venn zu töten. Für viele ist klar¸ dass er von den angeblich guten Nicht-Menschen für Experimente herangezogen wurde. Innerhalb der Bedienpersonal-Gruppierung gibt es jedoch Menschen¸ die bereit sind¸ Venn zu helfen. Kurzerhand wird er befreit. Er wird zum Mars geschickt¸ zusammen mit den Resten seiner alten Einheit nur um gleicch darauf den Weg zum Titan anzutreten. Die Hauptfiguren reisen an Bord eines Spuker genannten seltsamen Raumschiffs zum Titan. Ein Raumschiff mit glühenden Sphären¸ papierdünnen Wänden und ähnliches mehr¸ lassen das Raumschiff eher für den Weltraum ungenügend erscheinen. Das gilt erst recht¸ als die Besatzung auf die Stationen gerufen wird¸ um ein Raumgefecht zu schlagen und am Ende da stehen und sich fragen¸ was das gerade war.
Dabei ist die Geschichte gerade hier so langsam interessant geworden. Auf den letzten¸ knapp 100 Seiten¸ nimmt die Geschichte Fahrt auf. Hier wird auch klar¸ dass der deutsche Titel des Buches nicht passt¸ aber auch der Originaltitel hinkt. Tödlicher Titan oder mörderischer Titan wären bessere Titel gewesen. Mit dem Titel auf die letzten Seiten Bezug nehmend ist nicht gelungen.
Im Prinzip geht es hier wieder um das Thema „Stellvertreterkrieg“. Die Menschen kämpfen an der Seite eines „Großen“ gegen einen anderen. Das ist ein Thema¸ das seit dem Vietnamkrieg immer wieder in amerikanischer SF aufpoppt. Gleichzeitig ist hier ein Gefühl der Fremdbestimmtheit vorhanden¸ wie man es immer wieder bei Perry Rhodan hat¸ wo die Milchstrasse von fremden Wesen erobert und deren Lebensweise bestimmt wird. Den Begriff Military-SF¸ der bei den Lesern immer Anklang findet¸ ist meines Erachtens auch nicht sehr passend. Greg Bear hätte in seinem ersten Band mehr Hintergrund und mehr kriegerische Auseinandersetzung hervorheben sollen und diese im vorliegenden Roman weiterführen. An dieser Stelle hat er eine Chance verpasst. Vor allem¸ weil gerade Sergeant Michael Venn sich mit den Stimmen in seinem Kopf auseinandersetzt. Hier wäre der Begriff „Innere Science Fiction“ oder „psychologische SF“ passender¸ vor allem weil sie wesentlich mehr Raum einnimmt. Auch das schleichende Misstrauen gegenüber den Gurus zählt mehr in Richtung Psychologie als Action mit Superwaffen.
Egal wie man es sieht¸ in der Regel hat der Mittlere von drei Romanen immer einen schlechten Stand. Zwar gehe ich davon aus¸ wenn ein Autor einen Mehrteiler schreibt¸ hat er genug Material¸ um eine Geschichte zu erzählen. In diesem Fall fällt die Menge des zu erzählenden Materials dürftig aus und wird etwas gestreckt.
Was mir noch auffällt sind die vielen Ähnlichkeiten mit anderen Serien. Und wenn Andreas Brandhorst sein Bedienpersonal Companions genannt hätte¸ würden wir noch näher an Gene Roddenberrys Fernsehserie Mission Erde – Sie sind unter uns stehen.
Denke ich an Greg Bears Blutmusik oder Der Amboss der Sterne ¸ so hatte ich verständliche und nachvollziehbare Romane. Ich war gedanklich dabei und hatte keine Probleme¸ mich in der Handlung zurechtzufinden. Mit dem vorliegenden Band habe ich Probleme¸ weil ich manchmal den Eindruck habe¸ es geht konfus zu und eine logische Strukturierung fehlt. Die Idee dahinter ist jedoch wieder gut genug¸ um an der Erzählung dran zu bleiben und auf das¸ leider vorhersehbare Ende¸ zu hoffen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355