| Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Ire Atticus O´Sullivan¸ eigentlich Siodhacchan Ó Suileahbháin¸ ein gelehrter Kräuterkundler¸ seit knapp 2100 Jahren Druide¸ hat die Faxe dick¸ die Schnauze voll und will nur noch seine Ruhe. Und weil er sich einen ruhigen Lebensabend wünscht¸ zieht es ihn in das amerikanische Arizona¸ nach Tempe um genau zu sein. Neben dem heimeligen Ort und seiner ruhigen Gegen gibt es hier vor allem eines nicht. Übermächtige Gegner¸ Götter¸ Dämonen¸ Elfen etc. Hier kann man leben. Er führt einen kleinen okkulten Laden mit Esoterikliteratur¸ kümmert sich bei der netten alten Witwe um Rasen und Garten und hat mich sich und seinem sprechenden Wolfshund Oberon genug. Nebenbei hütet er seit einigen Jahrhunderten das magische Schwert Fragarach¸ aber das sagt er niemanden. Trotzdem wissen es einige. Vor allem der keltische Gott Aenghus Óg¸ den er sich in einer Auseinandersetzung zum erklärten Erzeind machte. Aenghus Óg ist hinter Monanann Mac Lirs¸ der Antwortgeber her¸ wie das Schwert auch genannt wird. Der Druide mit dem Geheimnis der ewigen Jugend¸ die ihn wie einen 21jährigen¸ tätowierten Jugendlichen aussehen lässt¸ gebietet mittels seiner Tattoos über Erde und Eisen. Obwohl er extra nach Arizona zog¸ wird der kleine Ort mit seinen paar Hexen bald zum Mittelpunkt¸ denn immer mehr Göttliche treffen ein¸ um Atticus zu besuchen¸ sondern auch heimsuchen. Mit der Todesgöttin¸ die MORRIGAN¸ hat er zwar eine Helferin¸ aber auch nicht immer. Seine Unsterblichkeit und sein immer jugendliches Aussehen¸ lässt ihn notgedrungen immer wieder umziehen¸ was er gar nicht so schlecht findet¸ hofft er doch die Diener seines Erzfeindes Aenghus Óg auf diese Weise loszuwerden. Aenghus Óg¸ der keltische Gott der Schönheit und der Liebe möchte ihm unbedingt das unbesiegbar machende Schwert Fragarach abspenstig machen. Mit solch einem Schwert im Besitz sollte es möglich sein¸ über die übrigen keltischen Gottheiten¸ die Tuatha Dé Danann zu herrschen und zu gebieten. Aus seinem beschaulichen Leben in Arizona wird plötzlich ein Ort¸ an dem sich Götter¸ Fenn und andere sich die Klinke in die Hand drücken. Und das nur¸ weil Aenghus Óg ausfindig macht. Der Keltengott nimmt einen frühen Tod des Druiden dabei billigend in Kauf¸ obgleich der Druide da ganz andere Ansichten hegt. Um dem Ableben etwas entgegenzuwirken¸ zieht Atticus ein As nach dem anderen aus dem Ärmel. Und hiermit ist erst einmal der Grundstein der Handlung gelegt.Die Erzählung bot von Beginn an einige interessante Ideen und¸ sobald der Grundkonflikt angelegt und die Hauptfigur vorgestellt war¸ wurde es noch interessanter. Zuerst ein wenig verhalten nahm der Plot an Fahrt zu. Die einzelnen Charaktere entwickelten sich unvorhergesehen und überraschend. Die Erzählung las sich temporeich¸ mit etlichen mythologischen Anspielungen und humorvoll. Kevin Hearne erfindet die Fantasy nicht neu¸ bietet aber einen anderen Ansatz. Zudem sind seine allmächtigen Götter damit beschäftigt¸ den Zivilisationsschock der Menschen zu kompensieren. Wer sich 2000 Jahre lang nicht mit den Menschen beschäftigtt¸ der muss mit Überraschungen rechnen.
Die Hetzjagd – Die Chronik des Eisernen Druiden von Kevin Hearne ist ein gelungener Auftakt zu einer erfrischend humorvollen Fantasy. Atticus ist ein gut gelungener Charakter¸ den man einfach mögen muss. Die Geschichte ist ebenso gut durchdacht¸ wenn man seine Vorliebe für weibliche Gottheiten¸ seine sarkastische Sichtweise der Welt und seine kleine Paranoia berücksichtigt. Dies trifft auch auf die Gegnerschaft zu¸ die ihm immer wieder ans Leder will. Mit den Göttern und anderen hat man es nicht leicht¸ denn es wird schwierig¸ den Überblick zu behalten¸ weil sie leider immer nur kurz vorgestellt werden. Die Geschichte ist recht abwechslungsreich und schnell¸ irgendetwas passiert immer. Die gedanklich geführten Gespräche mit seinem Hund Oberon lockern die Geschichte auf und so gibt es neben den blutigen Szenen doch noch genug zu lachen. Nach dem Showdown endet das Buch gefällig und ohne Cliffhanger.
Kevin Hearnes Schreibstil ist erzählerisch locker und vor allem sehr unterhaltsam. Der Eiserne Druide macht Lust auf mehr. Ich bin gespannt auf die nächsten Teile und hoffe¸ dass sie bald auch in Deutschland erscheinen werden. Positiv zu vermerken ist aber auch in jedem Fall die Arbeit des Übersetzers¸ sonst hätte man keinen so tollen Lesespass.