Und die Habgier wird den Menschen nehmen und ihn sich zur Nahrung machen
2001-01
Und die Habgier wird den Menschen nehmen und ihn sich zur Nahrung machen
- "Darum ist Hochmut ihr Halsschmuck¸ wie ein Gewand umhüllt sie Gewalttat" (Psalm 73¸6)
Dies ist eine Geschichte¸ die keinen Namen trägt¸ so wie die Kinder dort draußen keine Namen tragen. Sie erzählt von den Gottlosen¸ den Hoffnungslosen¸ die unsere Schöpfung sind.....
Wenn er dort in die Wüste blickte sah er nichts als Sand und Staub und er hörte nichts außer dem Geschrei der Aasgeier und er roch nichts als den Tod¸ den Unabwendbaren.
Dies war vor vielen Jahren vielleicht fruchtbares Land gewesen oder zumindest nicht die kahle Ebene die sich jetzt vor ihm auftat in all ihrer Größe und Grausamkeit Was geschehen war mit dieser seiner Welt¸ dass sie so werden musste wusste er nicht. Vielleicht hatte er einmal Bilder einer besseren Welt gesehen¸ dass er sich ihr überhaupt bewusst war. Doch er konnte sich nicht erinnern.
Er drückte sein Gesicht tiefer in den heißen Sand¸ der brennen musste wie das ewig glühende Feuer der Hölle¸ doch er spürte keinen Schmerz. Nicht mehr. Der Durst fraß seinen Verstand.
Nicht mehr lange dachte er bei sich dann werde ich erlöst von all den Qualen dieses perversen Lebens¸ das alles verzehrt und das nur ein Abbild einer vergangenen Welt ist.
Und Visionen kamen über ihn¸ Visionen die der Durst ihm brachte und in ihnen sah er sein Leben von Anfang an....
Die Visionen sprachen über seine Geburt in eine Welt¸ die sich gegen das Leben aufbäumt und von seiner Kindheit¸ die geprägt war von Hunger und Durst.
Dort war die Stadt seiner Geburt¸ die ihm¸ obwohl er sein halbes Leben dort verbracht hatte¸ fremd war. Denn er hatte viele Städte brennen sehen. Auch diese.
Als seine frühere Heimat durch die wütenden Horden der Wüste verloren ging¸ gab es keine Flucht. Es gab nur das Leben als Sklave¸ ein Leben voller Perversion und Qual.
Doch das half ihm. Es half ihm hart zu werden und so grausam wie seine Peiniger¸ so grausam wie die Wüste selbst. Und als er ein gewisses Alter erreicht hatte¸ wurde er einer der ihren¸ den sie waren zu bewundern. Sie allein konnten in der Wüste leben. Sie waren stark¸ ein Ziel verband sie. Dieses Ziel war es¸ am Leben zu bleiben¸ in dieser wüsten Welt.
So wurde er zum Jäger und tötete und nahm sich von den Schwachen¸ um zu leben und er wurde der König der Wüste¸ den er war der Stärkste und Grausamste unter ihnen¸ wenigstens für eine Zeit. Denn wenn man dem Gesetz der Wüste folgt wird selbst der Größte den Tod finden¸ den gröber und härter werden die Nachfolgenden durch die Auslese sein und ihm blieb nichts als in die Wüste zu ziehen¸ um den Tod zu erwarten.
Als er diesen Moment zum zweiten Mal erlebte wurde sein Geist klar und er sah in längst vergessenen Farbe eine längst vergessen Welt:
Er sah wie Könige gekrönt wurden und wie sie fielen und er sah eine keimende Welt¸ die von dampfenden Maschinen beherrscht wurde und riesige Menschenmassen¸ die in ihrem Drang nach Freiheit schrien.
Er sah einen kleinen¸ schnautzbärtigen Mann¸ der demagogiische Reden schmetterte und einen ganzen Kontinet verwüstete. Er konnte sehen¸ wie sich Supermächte auftaten¸ denen nichts etwas anhaben konnte¸ nichts außer der geistigen Krankheit¸ die sich ausbreitete wie ein Krebsgeschwür und die über das Menschengeschlecht höhnte und es sich gefügig machte und es auffraß zum reinen Vergnügen.
Große Häuser¸ so hoch wie der Himmel¸ die aus schwarzem Glas gemacht waren und den Göttern der alten Welt spotteten sah er und er konnte Intriganz sehen und schlechte Gefühle wie Eitelkeit und Habgier.
Da waren aber auch Armut und Zorn¸ in den riesigen¸ qualmenden¸ stinkenden Stadtgebieten¸ in denen verzweifelte und verlassene Menschen zusammengepfercht vegetierten.
Er sah Gewalt und Krieg und Blut sah er¸ welches aus den Mündern zorniger Krieger und ängstlicher Kinder schoß. Er sah Feuerstürme ¸ die über das Land fegten als Orkane aus Glut und Flammen¸ Tod und Verheerung bringen. Er konnte Milliarden sterben sehen.
Doch er sah kein Ende. Denn diese Welt war nicht tot. Noch nicht. Er und all die anderen Wüstenkinder lebten in den Trümmern¸ aus denen ein letzter Aufschrei einer gescheiterten Zivilisation drang. Doch sie lag im Sterben¸ und wie den seinen¸ konnte nichts ihren Tod verhindern.